Mitte Mai 2018 war ich zusammen mit Catherine Habasque und Kilian Haselböck
von ‚Dancers for the World‘ für einige Tage auf der griechischen Insel Lesbos.
Nur mit einer Sondergenehmigung durften wir Moria besuchen, das größte Flüchtlingslager auf der Insel. Das Camp ist eigentlich für 2000 Flüchtlinge ausgelegt, aber es leben dort derzeit mindestens dreimal so viele Menschen.
Lesbos ist aufgrund der Nähe zur Türkei eine Zwischenstation für Menschen auf der Flucht vor Kriegen und Krisen im Mittleren Osten und Nordafrika. Die Flüchtlinge bleiben nach ihrer Ankunft viele Monate auf der Insel, da sie aufgrund des EU-Türkei-Abkommens nur nach langwierigen Asylantragsverfahren auf das griechische Festland weiterreisen dürfen – oder auch nicht. Wegen der Menschenrechtslage in der Türkei können sie meistens auch nicht dorthin zurückgeschickt werden.
Es ist eng in dem großen, von hohem Stacheldrahtzaun umgebenen Containerdorf. Für den Papstbesuch im vergangenen Monat wurde im Lager ordentlich aufgeräumt, die Müllberge neben den Unterkünften, wie sie noch auf Fotos vom Jahresbeginn zu sehen waren, existieren nicht mehr, immerhin. Die Menschen aber stehen wegen der Überfüllung des Lagers lange nach Wasser an und auch vor den sanitären Anlagen bilden sich Warteschlangen.
Die Flüchtlinge haben ein Dach über dem Kopf, bekommen drei Mahlzeiten am Tag und ein Taschengeld, aber sie sitzen fest an einem Ort der Hoffnungslosigkeit. Einige unter ihnen sind zwar geschäftstüchtig, haben kleine Läden eröffnet und handeln mit irgendetwas – mir fallen besonders die zahlreichen Friseurläden ins Auge. Aber die meisten Lagerbewohner, die wir sehen, wirken antriebslos. Das lange Warten zehrt offensichtlich, es gibt Gesundheitsprobleme. Die Menschen hoffen auf ein Visum für’s Festland, das sie vielleicht irgendwann bekommen. Vielleicht auch nicht. Die Atmosphäre ist bedrückend.
Ganz anders ein paar Kilometer weiter das Gemeinschaftszentrum ‚One happy family‘. Es ist ein Ort, der von jungen Schweizern und Israelis zusammen mit Menschen aus den Flüchtlingslagern aufgebaut wurde und gemeinsam mit ihnen betrieben wird. Ihr Motto ist MIT den Menschen, statt FÜR sie.
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